Die Region des Linzgaus heute

Heute gibt es nur eine offizielle Gebietsdefinition für den Linzgau, die des gleichnamigen Dekanats der katholischen Kirche.

Die Freiburger Diöcese führte 1875 eine ausführliche Untersuchung (Freiburger Diöcesan-Archiv Band 9, Seite 33-116) durch, um die Herkunft des Namens und die genauen Grenzen des früheren Linzgaus zu ermitteln. Auf Grund der untersuchten Urkunden und Dokumente wurde ein Ortsregister aller im Linzgau erwähnten Ortschaften aufgestellt.

Zusammengefasst konnte folgendes festgestellt werden:

Zur Namensherkunft:

Die Bezeichnung Gau steht schon seit Cäsar für eine Gebietseinteilung, wobei diese eher militärisch zu betrachten ist. Sie kann aber auch allgemein als Gebiet z. B. der Sueven gesehen werden, ohne genaueren Demarkation. Der Gau war ein Verwaltungsbezirk und wurden von einem Gaugrafen verwaltet. Der Bezirk des Grafen hieß Grafschaft, die sich nicht unbedingt mit einem Gau decken musste.

Die Herkunft der Vorsilbe Linz ist nicht ganz gesichert. So ergeben sich aus den verschiedenen ausführlichen Untersuchungen mehrere Möglichkeiten:

a) Hergeleitet vom Namen des in der Region ansässigen Alemannen-Stammes der Letienser: Im Jahr 354 n. Chr. erklärte Kaiser Constantinus II den Letiensibus Alemannicis pagis den Krieg, weil sie oft in das römische Gebiet einfielen. Dabei gibt der Berichterstatter Ammian Marcell eine Beschreibung des Rheins und des Bodensees. Da die Römer bereits auf der Südseite des Bodensees ansässig waren, mussten die Letienser demnach am nördlichen Seeufer leben. Die Örtlichkeit entspricht dem Linzgau.

b) Hergeleitet von der Ortschaft oder dem Fluss Linz: Der Linzgau am nördlichen Ufer des Bodensees umfasste ungefähr die Flussgebiete der Buchhorner und Uhldinger Aach. Der Name ist vielleicht vom Gewässernamen hergeleitet, wie die meisten Gaunamen dieser Gegend. Man nimmt an, dass die Uhldinger Aach, an deren Oberlauf ein Dorf namens Linz liegt, ursprünglich den Namen Linz führte.

c) Hergeleitet vom Namen eines bedeutsamen Keltenführers:  Viele alemannische Gaue in der Region haben ihren Namen von dem Herrscher erhalten. Warum nicht auch der Linzgau? Zumal Ammianus von einem König der Letienser spricht und der Name Lenz bzw. Linz als spezielle Kurzform zeitgemäß war.

Zur Gebietseingrenzung (zitiert aus S. 78):

I. Dir Grenzen des Linzgaus fallen mit denen der beiden ehemaligen Landkapitel Leutkirch (später Überlingen, dann Linzgau) und Ailingen (später Urnau oder Kappel, dann Teuringen, dessen Pfarreien de erzbischöflichen Landkapitel Linzgau zugeteilt, soweit sie zu Baden gehören, während die württembergischen unter die Landkapitel Tettnang, Ravensburg und Saulgau verteilt sind) zusammen.

II. Das Landkapitel Leutkirch-Linzgau umfasste, wie den Ort, von dem der Linzgau den Namen trug, so den eigentlichen, ursprünglichen Bestand desselben, den Linzgau im engeren Sinn.

III. Das Landkapitel Ailingen-Teuringen umfing die Teuringer Mark, welche durch den Mühlbach bei Fischbach von dem eigentlichen Linzgau getrennt wurde. Sie bildet aber nach den alten Urkunden nur eine Unterabteilung des Linzgaus, wird also mit Recht zu demselben gerechnet. Sie hat denselben Umfang wie der Schussengau.

IV. Der Linzgau zerfällt somit in zwei gleiche Hälften: den eigentlichen Linzgau im Westen, die Teuringer Mark oder den Schussengau im Osten. Beide erstrecken sich vom Bodensee fast ganz gleich weit nördlich bis Pfullendorf und Riedhausen. Ebenso ist die Entfernung vom Ufer des Bodensees im Westen, nämlich von Überlingen bis Seelsingen, fast gleich weit mit der im Osten, nämlich von Eriskirch bis Oberzell. Was nördlich von Oberzell und östlich von der Linie Waldhausen-Fleischwangen-Zogenweiler-Horgenzell-Wilhelmskirch-Bavendorf-Oberzell liegt, gehört nicht mehr zum Linzgau.